Den Quintenzirkel verstehen und anwenden

von Elke Galvin Juni 23, 2023 • 8 Min. Lesezeit
Der Quintenzirkel ordnet in der Musiktheorie die Tonarten und ihre Vorzeichen. Dabei erfolgt die Anordnung in Dur und Moll im Quinten-Abstand. Alle Tonarten sind mit ihren Vorzeichen (# oder b) in einem Rad aus Quinten organisiert. Hol dir die Visualisierung des Quintenzirkels als PDF-Download – so hast du alle Vorzeichen immer im Blick!
Der Quintenzirkel hilft dir, Musiktheorie zu verstehen und so einfacher ein Instrument wie Klavier zu lernen: Mit einem Blick findest du alle Tonarten mit Vorzeichen in Dur und Moll. Außerdem hilft er dir zu verstehen, wie Tonleitern und Akkorde miteinander verbunden sind. Das erleichtert dir das Lernen neuer Musikstücke.
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Was ist der Quintenzirkel?

Der Quintenzirkel

Das Grundkonzept: Stelle dir den Quintenzirkel wie eine Uhr vor. Jede Stunde steht für eine Tonart. Die Tonarten sind so angeordnet, dass jede benachbarte Tonart nur einen Ton Unterschied hat. C-Dur, die Tonart ohne Vorzeichen steht am obersten Punkt im Zirkel. Von dort aus bewegen wir uns im Uhrzeigersinn für Tonarten mit Kreuzen (#) und gegen den Uhrzeigersinn für Tonarten mit B-Vorzeichen (b).

Der Quintenzirkel organisiert also in der Musik die Dur- und Molltonarten. Jede Durtonart hat drei Halbtonschritte tiefer eine parallele Molltonart. Visualisiert werden auf diese Weise im Quintenzirkel 12 chromatische Tonarten in 3 praktischen Ringen. Visualisiert? Lade dir das Diagramm des Quintenzirkels (PDF hier herunterladen und ausdrucken) herunter, damit du siehst, wovon wir hier sprechen.

Der Name "Quintenzirkel" kommt daher, dass – im Uhrzeigersinn – alle Tonarten im Abstand reiner Quinten angeordnet sind, das ist ein Abstand von jeweils 5 Tönen. Gegen den Uhrzeigersinn sind es übrigens 4 Töne Abstand, also Quarten. Wenn du den Quintenzirkel jetzt der Länge nach halbierst, dann findest du in der rechten Kreishälfte alle Tonarten, in denen Kreuze (#) vorkommen, und in der linken Kreishälfte alle Tonarten, in denen erniedrigte Töne (b) vorkommen.

Die Ringe des Quintenzirkels:

  • Der schwarze mittlere Ring gibt die Dur-Tonarten an
  • Der rosa innere Ring gibt die parallele Molltonart an (das ist jeweils jene Tonart, die die gleichen Vorzeichen hat wie die Dur-Tonart im schwarzen Ring)
  • Der gräuliche äußere Ring gibt die Vorzeichen der Tonarten an (sowohl für die Dur- als auch die entsprechende Molltonart).

Wenn du also den Segmenten von außen nach innen folgst, siehst du sofort, welche Dur- und Molltonarten sich die gleichen Vorzeichen teilen und welche das sind.

Die Vorzeichen sind aufsteigend sortiert:

  • Nach rechts: Beginnend mit C gehst du eine Quint im Uhrzeigersinn nach rechts und erreichst G-Dur mit einem Kreuz (#). Eine Quint weiter kommt D-Dur mit zwei Kreuzen (##). Danach A-Dur mit drei Kreuzen (###) – und so weiter.
  • Nach links: Beginnend mit C gehst du eine Quart gegen den Uhrzeigersinn nach links und kommst so zu F-Dur mit einem b. Danach kommt B-Dur mit bb und Es-Dur mit bbb – und so weiter.

Wofür dient der Quintenzirkel?

  • Um die Tonarten und ihre Vorzeichen systematisch zu lernen und zu verstehen
  • Um die harmonische Funktion von Akkordfolgen und Modulationen zu beschreiben oder zu verstehen.
  • Um eine Grundlage zum Verständnis von Musiktheorie zu haben.

Jetzt geht es ans Detail:

Tonarten mit dem Quintenzirkel lernen

Der Quintenzirkel hilft zu verstehen, wie Tonarten miteinander verbunden sind. Tonarten, die nahe beieinander liegen, haben viele gemeinsame Töne und klingen harmonischer zusammen.

Betrachte nun den äußersten Ring des Quintenzirkels und beginne mit C-Dur:

  • C-Dur hat keine Vorzeichen.
  • G-Dur, hat ein Kreuz: Fis
  • D-Dur hat 2 Kreuze: Fis und Cis
  • A-Dur hat 3 Kreuze: Fis, Cis und Gis
  • E-Dur hat 4 Kreuze: Fis, Cis, Gis und Dis
  • H-Dur hat 5 Kreuze: Fis, Cis, Gis, Dis und Ais
  • Fis-Dur hat 6 Kreuze: Fis, Cis, Gis, Dis, Ais und Eis uns entspricht den Tönen von Ges-Dur

Am einfachsten kannst du dir diese Abfolge mit einem Satz merken. Quintenzirkel-Merksatz: Geh Du Alter Esel, hol Fisch!

Wenn wir im Kreis gegen den Uhrzeigersinn gehen und wieder bei C (ohne Vorzeichen) beginnen, steigen statt Kreuzen die Vorzeichen "b" ab jetzt an.

  • F-Dur hat 1 b: B
  • B-Dur hat 2 b: B und Es
  • Es-Dur hat 3 b: B, Es und As
  • As-Dur hat 4 b: B, Es, As und Des
  • Des-Dur hat 5 b: B, Es, As, Des und Ges (enharmonisch dazu: Cis-Dur mit 7 Kreuzen)
  • Ges-Dur hat 6 b: B, Es, As, Des, Ges und Ces

Der Quintenzirkel-Merksatz für diese Tonarten: Frische Birnen Essen Asse des Gesangs.

Parallele Moll-Tonarten finden

Die jeweils parallele Molltonart hat die gleichen Vorzeichen wie die entsprechende Dur und ist im inneren rosa Kreis des Quintenzirkels abgebildet. Sie liegt immer eine kleine Terz tiefer als ihre parallele Dur! Wenn du bei C-Dur bzw. a-Moll beginnst, siehst du Folgendes:

  • a-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie C
  • e-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie G
  • h-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie D
  • fis-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie A
  • cis-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie E
  • gis-moll hat die gleichen Vorzeichen wie B
  • dis-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie Fis-Dur
  • as-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie Cis-Dur
  • f-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie As-Dur
  • c-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie Es-Dur
  • g-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie B-Dur
  • d-Moll hat die gleichen Vorzeichen wie F-Dur

Die enharmonische Verwechslung im Quintenzirkel

Was ist die enharmonische Verwechslung? Zwei Noten sind enharmonisch verwechselt, wenn sie auf dem Klavier denselben Klang haben, aber unterschiedlich notiert werden. Zum Beispiel sind Cis (C#) und Des (Db) unterschiedliche Notennamen, aber auf dem Klavier wird derselbe Ton gespielt. Mithilfe des Quintenzirkels kannst du die enharmonische Verwechslung nachvollziehen: Man bewegt sich im Uhrzeigersinn durch die Tonarten mit Kreuzen und gegen den Uhrzeigersinn durch die Tonarten mit b's. Am Ende des Kreises treffen diese beiden Seiten auf enharmonische Tonarten.

Ein gutes Beispiel ist der Übergang von Gis-Dur zu Des-Dur. Gis-Dur hat sechs Kreuze, und Des-Dur hat sechs b's. Die Tonika von Gis-Dur ist enharmonisch identisch mit der Tonika von Des-Dur. Das heißt, sie klingen gleich, werden aber unterschiedlich geschrieben. Dies hat Bedeutung für die Musiktheorie und die Praxis. Zum Beispiel kann ein Stück in Gis-Dur geschrieben sein, aber es ist oft einfacher, es in Des-Dur zu lesen und zu spielen, da weniger Vorzeichen beteiligt sind.

Harmonien lernen mit dem Quintenzirkel

Auch die harmonische Funktion in Bezug auf zwei Tonarten lässt sich im Quintenzirkel feststellen. Zwei Tonarten, die nebeneinander liegen, werden als eng verwandt betrachtet. Sie teilen viele gemeinsame Akkorde und Tonleitern, was harmonische Übergänge zwischen ihnen erleichtert. Innerhalb einer Tonart haben die Akkorde, die auf den Tönen der Tonleiter basieren, bestimmte harmonische Funktionen. Diese Funktionen (wie Tonika, Subdominante, Dominante) sind einfacher zu verstehen und anzuwenden, wenn man die Position der Akkorde im Quintenzirkel kennt.

  • Die Dominante (V), also die 5. Stufe jeder Tonart, findest du, indem du einfach zur im Uhrzeigersinn nächsten Tonart blickst. So kannst du schnell feststellen, dass z.B. G die Dominante von C ist.
  • Die Paralleltonart in Moll (vi) findest du, indem du weiter ins "Innere" des Kreises blickst. So kannst du schnell feststellen, dass die parallele Molltonart von C a-Moll ist.
  • Die Subdominante (IV), also die vierte Stufe, findest du, indem du zur gegen den Uhrzeigersinn nächsten Tonart blickst. Bei C-Dur ist das F, wie du feststellen kannst.
  • Die Stufen ii und iii sind einfach die jeweiligen Moll-Parallelen von IV und V!

Viele gängige Akkordprogressionen in der Musik folgen der Bewegung im Quintenzirkel. Zum Beispiel ist die Progression I-IV-V-I (C-Dur, F-Dur, G-Dur, C-Dur in der Tonart C-Dur) eine Bewegung gegen den Uhrzeigersinn im Quintenzirkel.

Akkordfolgen in den Tonleitern (I-II-III-IV-V-VI)

  • C-Dur C - Dm - Em - F - G - Am
  • G-Dur G - Am - Bm - C - D- Em
  • D-Dur D - Em - Fism - G - A - Bm
  • A-Dur A - Bm - Cism - D - E - Fism
  • E-Dur E - Fism - Gism - A - B -Cism
  • H-Dur H - Cism - Dism - E - Fis - Gism
  • Fis-Dur Fis - Gism - Aism - B - Cis - Dism
  • Cis-Dur Cis - Dism - Eism - Fis - Gis - Aism
  • Cb-Dur Cb - Dbm - Ebm - Fb - Gb - Abm
  • Gb-Dur Gb - Abm - Hbm - Cb - Db - Ebm
  • Db-Dur Db - Ebm - Fm - Gb - Ab - Bm
  • Ab-Dur Ab - Hbm - Cm - Db - Eb - Fm
  • Eb-Dur Eb - Fm - Gm - Ab - B - Cm
  • B-Dur B - Cm - Dm - Eb - F- Gm

Das clevere Quintenzirkel Dreieck!

Der Quintenzirkel kann dir auch dabei helfen, die grundlegenden diatonischen Dur- und natürlichen Moll-Tonleitern und ihre Noten zu finden, und es gibt auch eine clevere Methode, um alle Dur- und Moll-Akkorde herauszulesen, indem man das "Dreieck" anwendet.

Sieh dir das in der Grafik an:

Zwei Quintenzirkel mit Anwendungsbeispielen

Zum Beispiel (siehe oben links) besteht der C-Dur-Akkord aus C-E-G. Wenn du nach diesem Prinzip weitermachst und das gleiche "Dreieck" in Richtung E verschiebst, siehst du imQuintenzirkel, dass dieser Akkord aus E-Gis-H besteht.

Der Quintenzirkel in den Musikgenres

Jazz

Im Jazz denkt man in Akkorden. Wer den Quintenzirkel kennt, kann passende Akkorde schneller finden. Und das hilft beim Modulieren, Improvisieren, etc. Im Jazz ist es üblich, sich mit Hilfe von Sekundärdominanten (der Quinte einer Quinte) von Akkord zu Akkord vorzuarbeiten!

Ein Beispiel: Die Dominante von C ist G. Die Dominante von G ist D. Wenn du also versuchst, von C zu G zu gelangen, ist D ein großartiger "Drehpunktakkord"!


Klassische Musik

Die bekanntesten Musikstücke, die entlang des Quintenzirkels geschrieben wurde, sind aus Bachs Wohltemperiertem Klavier, das 24 Präludien und Fugen enthält. Es deckt alle 12 Dur- und 12 Moll-Tonarten ab und wurde speziell zu dem Zweck geschrieben, Klavierschülern alle Tonarten vorzustellen.

Folk, Pop & Blues

In Folk, Pop oder Blues bleiben die meisten Songs in einem Segment des Kreises und folgen einer festen Struktur, dem Songschema. Eines der bekanntesten ist das Bluesschema. Es besteht aus 12 Takten:

  • 4 Takte 1. Stufe (Tonika)
  • 2 Takte 4. Stufe (Subdominante), 2 Takte 1. Stufe (Tonika)
  • 1 Takt 5. Stufe (Dominante), 1 Takt 4. Stufe (Subdominante), 2 Takte 1. Stufe (Tonika)

Für einen Blues in C-Dur lässt sich daher z.B. aus dem Quintenzirkel ablesen:

  • C - C - C - C
  • F - F- C - C
  • G - F- C - C

Mit ein wenig Übung kannst du die Akkordwechsel eines nicht allzu komplizierten Liedes leicht bestimmen, wenn du die Ausgangstonart kennst.


AUTORIN
Elke Galvin
Elke Galvin ist britisch-österreichische Sängerin und Multiinstrumentalistin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren sowohl als Musikerin als auch als Journalistin. Sie ist nicht nur Songwriterin, sondern liebt es auch, über Musik zu schreiben! Ihre Leidenschaft ist es, Musiktheorie leicht verständlich zu machen, über Musikstile zu schreiben, über Musik und das Gehirn, und darüber, wie man Spaß am Lernen und Spielen von Musik hat.

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