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Das Grundkonzept: Stelle dir den Quintenzirkel wie eine Uhr vor. Jede Stunde steht für eine Tonart. Die Tonarten sind so angeordnet, dass jede benachbarte Tonart nur einen Ton Unterschied hat. C-Dur, die Tonart ohne Vorzeichen steht am obersten Punkt im Zirkel. Von dort aus bewegen wir uns im Uhrzeigersinn für Tonarten mit Kreuzen (#) und gegen den Uhrzeigersinn für Tonarten mit B-Vorzeichen (b).
Der Quintenzirkel organisiert also in der Musik die Dur- und Molltonarten. Jede Durtonart hat drei Halbtonschritte tiefer eine parallele Molltonart. Visualisiert werden auf diese Weise im Quintenzirkel 12 chromatische Tonarten in 3 praktischen Ringen. Visualisiert? Lade dir das Diagramm des Quintenzirkels (PDF hier herunterladen und ausdrucken) herunter, damit du siehst, wovon wir hier sprechen.
Der Name "Quintenzirkel" kommt daher, dass – im Uhrzeigersinn – alle Tonarten im Abstand reiner Quinten angeordnet sind, das ist ein Abstand von jeweils 5 Tönen. Gegen den Uhrzeigersinn sind es übrigens 4 Töne Abstand, also Quarten. Wenn du den Quintenzirkel jetzt der Länge nach halbierst, dann findest du in der rechten Kreishälfte alle Tonarten, in denen Kreuze (#) vorkommen, und in der linken Kreishälfte alle Tonarten, in denen erniedrigte Töne (b) vorkommen.
Die Ringe des Quintenzirkels:
Wenn du also den Segmenten von außen nach innen folgst, siehst du sofort, welche Dur- und Molltonarten sich die gleichen Vorzeichen teilen und welche das sind.
Die Vorzeichen sind aufsteigend sortiert:
Jetzt geht es ans Detail:
Der Quintenzirkel hilft zu verstehen, wie Tonarten miteinander verbunden sind. Tonarten, die nahe beieinander liegen, haben viele gemeinsame Töne und klingen harmonischer zusammen.
Betrachte nun den äußersten Ring des Quintenzirkels und beginne mit C-Dur:
Am einfachsten kannst du dir diese Abfolge mit einem Satz merken. Quintenzirkel-Merksatz: Geh Du Alter Esel, hol Fisch!
Wenn wir im Kreis gegen den Uhrzeigersinn gehen und wieder bei C (ohne Vorzeichen) beginnen, steigen statt Kreuzen die Vorzeichen "b" ab jetzt an.
Der Quintenzirkel-Merksatz für diese Tonarten: Frische Birnen Essen Asse des Gesangs.
Die jeweils parallele Molltonart hat die gleichen Vorzeichen wie die entsprechende Dur und ist im inneren rosa Kreis des Quintenzirkels abgebildet. Sie liegt immer eine kleine Terz tiefer als ihre parallele Dur! Wenn du bei C-Dur bzw. a-Moll beginnst, siehst du Folgendes:
Was ist die enharmonische Verwechslung? Zwei Noten sind enharmonisch verwechselt, wenn sie auf dem Klavier denselben Klang haben, aber unterschiedlich notiert werden. Zum Beispiel sind Cis (C#) und Des (Db) unterschiedliche Notennamen, aber auf dem Klavier wird derselbe Ton gespielt. Mithilfe des Quintenzirkels kannst du die enharmonische Verwechslung nachvollziehen: Man bewegt sich im Uhrzeigersinn durch die Tonarten mit Kreuzen und gegen den Uhrzeigersinn durch die Tonarten mit b's. Am Ende des Kreises treffen diese beiden Seiten auf enharmonische Tonarten.
Ein gutes Beispiel ist der Übergang von Gis-Dur zu Des-Dur. Gis-Dur hat sechs Kreuze, und Des-Dur hat sechs b's. Die Tonika von Gis-Dur ist enharmonisch identisch mit der Tonika von Des-Dur. Das heißt, sie klingen gleich, werden aber unterschiedlich geschrieben. Dies hat Bedeutung für die Musiktheorie und die Praxis. Zum Beispiel kann ein Stück in Gis-Dur geschrieben sein, aber es ist oft einfacher, es in Des-Dur zu lesen und zu spielen, da weniger Vorzeichen beteiligt sind.
Auch die harmonische Funktion in Bezug auf zwei Tonarten lässt sich im Quintenzirkel feststellen. Zwei Tonarten, die nebeneinander liegen, werden als eng verwandt betrachtet. Sie teilen viele gemeinsame Akkorde und Tonleitern, was harmonische Übergänge zwischen ihnen erleichtert. Innerhalb einer Tonart haben die Akkorde, die auf den Tönen der Tonleiter basieren, bestimmte harmonische Funktionen. Diese Funktionen (wie Tonika, Subdominante, Dominante) sind einfacher zu verstehen und anzuwenden, wenn man die Position der Akkorde im Quintenzirkel kennt.
Viele gängige Akkordprogressionen in der Musik folgen der Bewegung im Quintenzirkel. Zum Beispiel ist die Progression I-IV-V-I (C-Dur, F-Dur, G-Dur, C-Dur in der Tonart C-Dur) eine Bewegung gegen den Uhrzeigersinn im Quintenzirkel.
Der Quintenzirkel kann dir auch dabei helfen, die grundlegenden diatonischen Dur- und natürlichen Moll-Tonleitern und ihre Noten zu finden, und es gibt auch eine clevere Methode, um alle Dur- und Moll-Akkorde herauszulesen, indem man das "Dreieck" anwendet.
Sieh dir das in der Grafik an:
Zum Beispiel (siehe oben links) besteht der C-Dur-Akkord aus C-E-G. Wenn du nach diesem Prinzip weitermachst und das gleiche "Dreieck" in Richtung E verschiebst, siehst du imQuintenzirkel, dass dieser Akkord aus E-Gis-H besteht.
Im Jazz denkt man in Akkorden. Wer den Quintenzirkel kennt, kann passende Akkorde schneller finden. Und das hilft beim Modulieren, Improvisieren, etc. Im Jazz ist es üblich, sich mit Hilfe von Sekundärdominanten (der Quinte einer Quinte) von Akkord zu Akkord vorzuarbeiten!
Ein Beispiel: Die Dominante von C ist G. Die Dominante von G ist D. Wenn du also versuchst, von C zu G zu gelangen, ist D ein großartiger "Drehpunktakkord"!
Die bekanntesten Musikstücke, die entlang des Quintenzirkels geschrieben wurde, sind aus Bachs Wohltemperiertem Klavier, das 24 Präludien und Fugen enthält. Es deckt alle 12 Dur- und 12 Moll-Tonarten ab und wurde speziell zu dem Zweck geschrieben, Klavierschülern alle Tonarten vorzustellen.
In Folk, Pop oder Blues bleiben die meisten Songs in einem Segment des Kreises und folgen einer festen Struktur, dem Songschema. Eines der bekanntesten ist das Bluesschema. Es besteht aus 12 Takten:
Für einen Blues in C-Dur lässt sich daher z.B. aus dem Quintenzirkel ablesen:
Mit ein wenig Übung kannst du die Akkordwechsel eines nicht allzu komplizierten Liedes leicht bestimmen, wenn du die Ausgangstonart kennst.