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Früher gab es zum Thema Noten lesen am Klavier genau eine Methode: Du lernst alle Noten auswendig und wiederholst sie in täglichen Blattleseübungen – bis sie gefestigt sind, wie das kleine Einmaleins. Ja, das hat funktioniert. Aber Spaß hat es nicht gemacht. Es gibt einen schnelleren, leichteren Weg - über Verständnis. Und diesen wollen wir dir vorstellen - in 10 Schritten.
Das Klavier hat 88 Tasten. Wenn man für all diese Tasten komponiert, braucht man für jede Taste eine Note. Damit kann man Pianisten mitteilen, welche Taste gespielt werden soll. Um diesen enormen Tonumfang abzubilden, braucht es das Klaviernotensystem.
Es besteht aus
Zum Lesen der 5 Notenlinien oben für die hohe Hälfte der Töne wird der Violinschlüssel verwendet. Zum Lesen der 5 Notenlinien unten für die tiefe Hälfte der Töne braucht es den Basschlüssel. So sieht das alles aus:
Der Notenschlüssel ist wie ein Leuchtturm: Er gibt dir Orientierung. Genauer gesagt legt der Notenschlüssel fest, wo eine bestimmte Note auf den 5 Zeilen sein soll. Das ist sein einziger Job! Und das hilft dir, auch zu wissen, wo alle anderen Noten sind.
Gemäß diesem Spruch von Archimedes:
Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln.
Der feste Punkt, den der Violinschlüssel festlegt, ist die Note G auf der 2. Linie von unten (blau markiert). Noten auf dieser Linie sagen dir, du sollst ein bestimmtes G auf dem Klavier anschlagen.
Der feste Punkt, den der Bassschlüssel festlegt, ist die Note F auf der 2. Linie von oben (auch blau markiert). Noten auf dieser Linie sagen dir, du sollst ein bestimmtes F auf dem Klavier anschlagen.
Du weißt nun bereits, dass es die Noten G und F gibt. Das klingt nach Buchstaben aus dem Alphabet, oder? Richtig. Es gibt 8 Noten, benannt nach Buchstaben aus dem Alphabet, aber in einer leicht anderen Reihenfolge: beim C beginnend. Das Klavieralphabet ist gewissermaßen ein Celphabeth.
Die Namen sind:
C - D - E - F - G - A - H - (C) - ...
Hier der Überblick auf der Klaviertastatur:
Zusammengefasst: Bei C beginnen, dann D, E, F, G, A und H. Danach geht das Ganze wieder von vorn mit C los. Die Töne von C bis C nennt man eine Oktave. Ganze siebeneinhalb Oktaven findest du auf dem Klavier. Ab dem mittleren C aufwärts spielt die rechte Hand Noten im Violinschlüssel. Ab dem mittleren C abwärts spielt die linke Hand Noten im Bassschlüssel.
Sieh dir das Video an, wenn du dir schnell einprägen möchtest, wie die Klaviatur organisiert ist!
Der geniale Erfinder des Hammerklaviers, Bartolomeo Christofori, hat schwarze und weiße Tasten nach einem sich wiederholenden Muster angeordnet: Es gibt
Diese beiden Muster sind deine Klaviertasten-Wegweiser:
Genau in der Mitte der Tastatur findest du das mittlere C: C4!
Von dort ausgehend kannst du bereits alle anderen Tasten benennen:
Damit du deine Klaviertastatur-Kenntnisse aufs Notenblatt übertragen kannst, gilt es zu verstehen, was auf den 5 Linien passiert: Stelle dir das Klaviersystem wie ein Stiegenhaus vor. Die Noten steigen wie auf Treppen auf und ab, und zwar können sie sowohl auf den Linien...
...als auch in den Zwischenräumen stehen!
Hier siehst du, wie die "Notentreppe" funktioniert. Wie auf kleinen Stufen geht es hinauf oder hinab!
Sieh dir die letzte Note in der Grafik oben an. Diese liegt nicht auf einer der 5 Linien, sondern darunter, auf einer sogenannten "Hilfslinie". Sie ist das mittlere C (C4), das du schon auf dem Klavier gefunden hast. Und dieses mittlere C ist der Verbindungspunkt von Violinschlüssel und Bassschlüssel. Du kannst es entweder mit der rechten oder mit der linken Hand spielen!
Lege nun den linken Daumen (in der Klaviersprache nennen wir die Daumen "1. Finger") auf das mittlere C und spiele von dort aus die weißen Tasten treppab mit dem 2., 3., 4. und 5. (kleinen) Finger. Dieser sollte jetzt auf einem F der Tastatur liegen.
Das F hat im Bassschlüssel diese Notation:
Lege nun den rechten 1. Finger (den Daumen) auf das mittlere C und spiele ebenfalls alle Finger, aber treppauf. Dein Finger sollte jetzt auf einem G der Tastatur liegen. Und du kennst jetzt schon folgende Noten:
Präge dir diese Noten gut ein, denn sie dienen dir als Orientierungsnoten für die ersten Oktaven, die du auf der Klaviertastatur spielst!
Hier sind die Noten der weißen Tasten, die gleichzeitig die C-Dur-Tonleiter bilden.
Jetzt kennst du die Namen aller weißen Tasten und die Noten der beiden mittleren C-Dur-Oktaven. Die Namen der schwarzen Tasten leiten sich von jenen der weißen ab. Man hängt einfach ein -is oder -(e)s hinten dran.
Jede schwarze Taste kann 2 Namen haben - je nachdem, ob sie von der nächsttiefer liegenden weißen Taste aus gesehen wird oder von der nächsthöheren (diese "Zweinamigkeit" heißt in der Musikersprache "enharmonische Verwechslung").
In den Noten angezeigt wird dies durch den Noten vorangestellte Zeichen - sogenannte "Vorzeichen": Kreuz (#) für das -is und b (♭) für das -(e)s.
In vielen Klavier-Notenblättern siehst du am Anfang jeder Notenzeile Grüppchen von # oder ♭ gleich hinter den Notenschlüsseln. Warum bitte - gerade hieß es noch, dass Kreuze und b direkt vor den Noten stehen, die sie erhöhen oder erniedrigen? Schlimmstenfalls erblickst du so etwas:
Die westliche Musik ist im Wesentlichen in 2 Tonarten organisiert: Dur und Moll. Jede Tonart hat einen ganz charakteristischen Klang:
Von jedem Ton auf deinem Klavier ausgehend kannst du deine Dur- oder Molltonleiter bilden. Eine Tonleiter setzt sich aus einer ganz bestimmten Tonfolge innerhalb einer Oktave zusammen:
Beispiel C-Dur: C-Dur hat die bekannten Töne C-D-E-F-G-A-H-C. Immer wenn 2 weiße Tasten aneinander grenzen, handelt es sich um einen Halbtonschritt - es passt ja kein halber Ton (keine schwarze Taste) mehr dazwischen. Die Halbtöne sind zwischen E und F und zwischen H und C - also genau zwischen den Tönen ("Stufen") 3 und 4 sowie 7 und 8.
Beispiel A-Moll: A-Moll hat die Töne A-H-C-D-E-F-G-A. Wo sind die Halbtöne? H und C (also 2. und 3. Stufe) sowie E und F (also 5. und 6. Stufe).
Die Musiktheorie rund um Tonleitern ist faszinierend. Sie haben diverse Verwandtschaften und "Freundesgruppen", organisiert im sogenannten "Quintenzirkel"! Wenn dich das Thema näher interessiert, gibt es Musiktheorie-Kurse auf OKTAV oder dieses Video zum Quintenzirkel.
Für das Lesen von Klaviernoten musst du wissen, dass jede Dur-Tonart ihr eigenes Vorzeichen-Muster hat, das sie nur mit einer einzigen anderen Tonart teilt - ihrer parallelen Molltonart. Und nachdem man in einem Klavierstück ohnehin jedes dieser Kreuze oder b erhöht oder erniedrigt spielen würdest, schreibt man sie gleich übersichtlich an den Anfang jeder Zeile. So siehst du gleich: Ah! Das Stück ist in F-Dur! Und merkst dir, dass du "unterwegs" im Stück jedes H als B spielen musst, weil das Erniedrigungszeichen zu Zeilenanfang sich auf alle auf der H-Notenlinie befindlichen Noten auswirkt!
Welche Tonart welche Vorzeichen-Muster hat, siehst du auf einen Blick im Quintenzirkel:
Du willst aber nicht nur wissen, welche Tasten du spielen sollst, sondern auch, wie lange und wann. Die Tonhöhe einer Note wird durch ihre Position auf den Notenlinien angezeigt (siehe oben). Die Tondauer erfährst du durch das Aussehen der Note. Oft heißt es, dieser Teil des Notenlesens sei sehr schwierig. Aber eigentlich muss man meistens nur bis 4 zählen (manchmal bis 6), dann kann nichts mehr schiefgehen.
Bei jedem Musikstück können wir einen Grundschlag spüren, also ein Tak-Tak-Tak... wie der Sekundenzeiger bei einer Uhr. In langsamen Stücken ist der Grundschlag langsamer, in schnellen schneller, aber er ist immer da und wird in "Schlägen pro Minute (Abkürzung: bpm)" angegeben. In diesem Tempo zählst du deine Noten.
Eine 0, die auf oder zwischen einer Notenlinie liegt, ist eine ganze Note. Sie dauert 4 Schläge lang. Das heißt, du hältst die entsprechende Klaviertaste gedrückt und zählst im Metrum: "1 - 2 - 3 - 4" bevor du weiterspielst.
Wenn du eine liegende 0 mit einem "Hals" siehst, also mit einem Strich nach oben oder nach unten, dann handelt es sich dabei um eine halbe Note. Sie heißt deshalb so, weil sie halb so lang ist wie die ganze Note. Du drückst deine Klaviertaste und zählst: "1 - 2" bevor du weiterspielst.
Wenn du eine Note mit Hals siehst, deren 0 schwarz gefüllt ist, handelt es sich um eine Viertelnote - die dauert nur ein Viertel der Länge einer ganzen Note! Sie ist meistens ident mit dem Grundschlag und wird daher auch "Einschlagnote" genannt. Du zählst 1, während du spielst, und spielst auf den nächsten Schlag die nächste Note.
Eine Viertelnote mit einem geschwungenen Fähnchen am Hals ist eine Achtelnote. Zwei oder mehr Achtelnoten können auch durch Balken verbunden sein. Jetzt erkennst du schon eine gewisse Logik: Die Achtelnote ist die Hälfte der Viertelnote und 1/8 der ganzen Note. Du spielst 2 Achtelnoten pro Metrum-Schlag bzw. 1 Achtelnote pro halbem Schlag. Beim Zählen sagst du doppelt so schnell wie vorher 1 und 2 und 3 und 4 und ... . So werden auch die Achtelnoten genau bestimmbar.
Mit den Notenwerten geht es genau nach diesem Schema weiter. Eine schwarz gefüllte Note mit 2 Fähnchen am Hals oder durch 2 Balken verbunden ist eine Sechzehntelnote. Du zählst Eins-e-und-e- Zwei-e-und-e-Drei-e-und-e-Vier-e-und-e.
3 Fähnchen oder 3 Balken? Eine Zweiunddreißigstel, und so könnte es ewig weitergehen. In der Praxis werden dir noch kleinere Notenwerte nicht oft begegnen - zumindest wünsche ich es dir!
Zu jeder Notenlänge gibt es eine gleich lange Pause. Es ist wichtig, dass du auch Pausen zählen kannst, damit du auch weißt, wann und wie lange du nicht spielst.
Die Stille zwischen den Noten ist genauso wichtig wie die Noten selbst. W.A. Mozart
Hier siehst du einen Überblick über die Notenwerte im Violinschlüssel, und jeweils darunter, im Basschlüssel, die dazugehörige Pause:
Der Takt gliedert die Musik. Das musst du wissen:
Die Taktart sagt dir, wie du zählen sollst und wo du die Betonungen setzt. DIe gängigsten Taktarten sind folgende:
Der absolut häufigste Takt in der Musik! Du zählst 1-2-3-4 / 1-2-3-4 usw., betonst den 1. Schlag, und setzt einen kleinen Akzent auf dem 3. Schlag (Ausnahme: in der Popmusik betonst du auf dem 2. und 4. Schlag). Vier Viertelnoten gibt es hier pro Takt! Deswegen heißt übrigens die ganze Note "ganze Note" - weil sie einen ganzen Viervierteltakt lang dauert! Manchmal siehst du statt 4/4 auch nur ein C - das ist eine andere Darstellungsform für den 4/4-Takt.
Du betonst den 1. Schlag, zählst aber immer nur bis 3 - also 1-2-3 / 1-2-3 usw. Der bekannteste Dreivierteltakt der Welt ist wohl der Walzer.
Viele Polkas, Märsche oder Tanzstücke sind in diesem schwungvollen Takt. Du zählst 1-2 / 1-2 und betonst die 1.
Du betonst jeden 1. Schlag, während du 1-2 / 1-2 zählst. Dieser flotte "Puls" klingt meist beschwingt und leicht und man nennt diesen Takt, weil er den Viervierteltakt sozusagen "halbiert" und daher verkürzt, auch "Alla breve"-Takt. Manchmal siehst du statt 2/2 auch ein C mit einem Strich von oben nach unten. Das ist aber nur eine andere Darstellung für den Zwei-Halbe-Takt.
Du zählst für diese wiegende Taktart die Achtelnoten, nicht die Viertelnoten, und betonst wie folgt: 1-2-3-4-5-6 / 1-2-3-4-5-6, mit einem weiteren kleinen Impuls auf der 4.
Es gibt noch viele weitere Taktarten, aber diese sind die häufigsten.
Jetzt hast du in 10 Schritten die Grundlagen gelernt, die nötig sind, um Klaviernoten zu verstehen. Du kannst dich im Klaviersystem orientieren, die wichtigsten Noten im Violin- und Bassschlüssel lesen und dich anhand von Orientierungsnoten zurechtfinden. Du verstehst Vorzeichen und kennst Notenwerte. Und du weißt, was dir die Taktbezeichnungen sagen wollen. Jetzt geht es darum, alles zu üben, zu festigen, dir eine gute Haltung anzugewöhnen - und vor allem: viel Klavier zu spielen!