Funktionen der Pedale am Klavier

von Elke Galvin Juni 06, 2024 • 5 Min. Lesezeit
Manche Klaviere haben drei, manche zwei und manche nur ein Pedal. Sie alle ändern den Klang am Klavier und haben ihre eigene Funktion - aber wie, und warum? Erfahre, was im Inneren deines Klaviers geschieht, wenn du auf die verschiedenen Pedale trittst, und wie du sie gezielt beim Musik machen einsetzt.
Klavier Pedale
In diesem Artikel werfen wir einen kurzen Blick auf die Mechanik und die klanggestalterischen Fähigkeiten der Klavierpedale. Danach verstehst du, wie die Pedale funktionieren.
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Pedale und ihre Funktion am Klavier

Hast du schon einmal unter den Deckel eines Klaviers geblickt, während du eine Taste anschlägst? Probiere es einmal mit gedrücktem rechten Pedal und einmal ohne. Du siehst einen Hammer, der auf mehrere Saiten fällt, die in gleicher Tonhöhe gestimmt sind. Pro Taste sind es in der Tiefe 2 dicke, und in der Höhe 3 dünne Saiten. Wenn der Hammer auf die Saiten schlägt, hebt sich ein Filz kurz von den entsprechenden Saiten. Während du dann weiterspielst, fällt der Filz wieder zurück und dämpft sie wieder. Die Pedale arbeiten mit diesem Filz und das rechte Forte-Pedal hebt diesen von den Seiten.

Klavier Pedale

Übrigens: Nachdem ein normales Klavier 88 Tasten hat, kommst du ungefähr auf 230 Saiten pro Klavier (deshalb ist das Klavierstimmen so aufwändig!).

Das Forte-Pedal (Sustain-Pedal, Dämpferpedal)

Das Forte oder Sustain-Pedal befindet sich (bei mehreren Pedalen) immer ganz rechts und hat drei verschiedene Bezeichnungen, je nachdem, ob man

  • die Lautstärke benennen will, oder
  • den Teil des Klaviers, mit dem die Veränderung erzielt wird, oder
  • die klangliche Auswirkung.

Also: Dieses Pedal macht dein Klavierspiel lauter (forte)! Denn es hebt den Dämpfer aus Filz, der normalerweise nach dem Anschlag wieder auf die Tasten fällt und den Ton erstickt - und zwar nicht nur von der gerade gespielten Taste, sondern von allen Saiten aller Tasten, solange du das Pedal gedrückt hältst. Das hat die klangliche Auswirkung, dass auch die Saiten jener Tasten, die nicht oder vorher angespielt wurden, mit- und nachklingen.

Dadurch entstehen reiche Harmonien, Akkordzerlegungen klingen fließend ... oder, wenn du übertreibst, verwaschen alle Töne mumpfig ineinander. Setzt du dieses Pedal aber bewusst und mit Bedacht ein, dann hebt und verschönert es den Klang deines Fingerspiels ganz wunderbar! Es verleiht ihm Tiefe, Ausdruck und Emotion. Deswegen wird es zurecht auch "die Seele des Klaviers" genannt, wie z.B. am Beispiel der Mondscheinsonate von Beethoven. Weitere Klangbeispiele von OKTAV-Lernpartner Lord Vinheteiro:

Das Piano-Pedal (Una Corda-Pedal, Halb-Pedal)

Mit der Beliebtheit des Dämpferpedals kann das linke Pedal nicht mithalten. Dafür tut es etwas sehr Schlaues, um das Klavier leiser und verhaltener klingen zu lassen. Es verschiebt die Hämmer, die auf die Saiten schlagen, nach rechts. Dadurch verfehlen sie einige Saiten: Statt 2 tiefen Saiten schlagen sie nur eine an (daher der Name "1-Saiten-Pedal"), statt 3 hohen Saiten nur 2. Dadurch ändert sich nicht nur die Lautstärke, sondern auch die Klangqualität insgesamt. OKTAV-Lernpartner Graham Fitch erklärt Klangbeispiele:

Moderator-Pedal oder Sostenuto-Pedal

Nicht jedes Klavier verfügt über 3 Pedale. Aber selbst wenn es 3 Pedale hat, dann tut das 3. Pedal nicht bei jedem Klavier dasselbe. Es ist entweder ein Sostenuto-Pedal (bei einem Flügel) oder aber ein Moderator/Schalldämpfer-Pedal (bei manchen Pianinos).

Das Sostenuto-Pedal

Viele Flügel haben ein Sostenuto-Pedal, das dem Sustain-Pedal (oder Forte-Pedal, siehe oben) ähnelt. Der Unterschied: Während das Sustain-Pedal den dämpfenden Filz von allen Saiten hebt, hebt das Sostenuto-Pedal ihn gezielt nur von den passenden Saiten für die gespielte Taste oder den gespielten Akkord.

Das Moderator-Pedal (Schalldämpfer)

Bevor es E-Pianos mit Kopfhörerbuchse gab, haben intensiv übende Klavierspieler die Nerven ihrer Nachbarn mutmaßlich ziemlich strapaziert. Deshalb wurde das Schalldämpfer-Pedal entwickelt - gerade für die bei Klavierschülern beliebten aufrechten Pianinos. Wenn man dieses mittlere Pedal mit einem Tritt fixiert, legt sich ein langes Filztuch über alle Saiten und dämpft den Klang erheblich. Weniger Spielspaß für die Übenden, aber die Ohren Unbeteiligter werden deutlich geschont.


Pedaleinsatz und Noten

Natürlich kannst du das Pedal oft nach Gefühl einsetzen. Aber wenn Komponisten es in den Noten festschreiben, dann verwenden sie dazu Symbole wie in diesen 3 Beispielen:

Notensymbol fürs Klavierpedal Variante 1

Hier siehst du, ebenso wie im nächsten Beispiel, auch die genaue Dauer angezeigt, die du das Pedal drücken musst.

Notensymbol Klavierpedal Variante 2

Im nächsten Notationsbeispiel wird das Ende des Pedaleinsatzes durch ein * angezeigt.

Klavierpedal Notationssymbol Variante 3

2 häufige Pedal-Fehler

  • Der erste Fehler: Zu langer Einsatz des Sustain-Pedals. Wer "mit Bleifuß" Klavier spielt, erzielt das Gegenteil von harmonisch fließenden Klängen - ein undifferenziertes Tonwirrwarr.
  • Der zweite Fehler: Lauter, temperamentvoller Pedaleinsatz, bei dem man deutlich das Aufstampfen und Zurückschnalzen des Pedals hört, vielleicht sogar mit einem Quietschen oder Knarren verbunden.

4 Tipps für den richtigen Pedaleinsatz

1. Bewusst die Noten durchgehen

Überlege dir in der Phase der Stückanalyse bereits, wo Akkorde und Tonarten modulieren und wie lange du das Pedal jeweils gedrückt halten wirst. Du kannst es auch in den Noten festhalten, wenn in deiner Edition nichts darüber steht. Bei OKTAV kannst du ganz unkompliziert über das Menü "Symbole" deine Noten so mit Pedal-Einträgen versehen, wie du sie brauchst. Hier ein Beispiel:

Pedalsymbol setzen

Das Ergebnis sieht dann so aus (du kannst auch eine andere Farbe wählen). Du hast dann stets vor Augen, wann du den Fuß einsetzen musst:

Pedalsymbole bei OKTAV nachgetragen

2. Andere Notenausgaben heranziehen

Falls du ein Notenabo bei OKTAV hast, steht dir eine weitere einfache Möglichkeit offen. OKTAV bietet oft verschiedene Editionen von Stücken. In manchen sind vielleicht Pedalangaben enthalten, z.B. wenn du statt der vereinfachten Ausgabe von "Für Elise" (im Beispiel oben) die Bärenreiter-Edition öffnest. Du siehst dann die verwendeten Pedal-Symbole und kannst sie in deinen einfacheren Notensatz eintragen:

OKTAV-Pedalsymbole vergleichen

3. Nimm dich selbst auf

Wenn du zum Bleifuß neigst, hilft es sehr, wenn du dich selbst auf dem Handy aufnimmst. Klingt es verwaschen und verschwommen, versuche, deinen Pedalgebrauch zu reduzieren.

4. Pflege dein Klavier, beruhige deinen Fuß

Knarren, Schnalzen und Stampfen sind keine guten Begleiter für eine romantische Klaviermelodie! Du vermeidest sie, indem du dein Klavierpedal hin und wieder ölst und dir außerdem eine gute Pedaltechnik angewöhnst:

  • Der linke Fuß liegt ruhig neben den Pedalen (du kannst mit der Ferse beim Üben den Rhythmus mitklopfen, aber keinesfalls den ganzen Fuß vom Boden abheben, um den Hockerfuß schlingen o.ä.)
  • Der rechte Fuß liegt ebenfalls locker auf, oder einsatzbereit neben dem Sustain-Pedal, und zwar bleibt hier die Ferse auf dem Boden. Du trittst gefühlvoll mit dem Vorderfuß und stampfst nicht mit der geballten Kraft deines Beines auf.

Abgesehen davon lässt dir gerade das Pedal viel Gestaltungsmöglichkeit auf dem Klavier. Du kannst beim Anhören von Musik auf den Klang achten, und bei Konzertbesuchen kann es spannend sein, einem Weltklassepianisten auf die Füße zu schauen. Meist wird auch der Pedaleinsatz mit der Zeit immer mehr in Fleisch und Blut übergehen - auch hier gilt, dass Übung den Meister macht. Das Schönste daran ist, dass nichts so schnell und merklich deinen Klang verbessern kann wie der richtige Pedaleinsatz!


AUTORIN
Elke Galvin
Elke Galvin ist britisch-österreichische Sängerin und Multiinstrumentalistin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren sowohl als Musikerin als auch als Journalistin. Sie ist nicht nur Songwriterin, sondern liebt es auch, über Musik zu schreiben! Ihre Leidenschaft ist es, Musiktheorie leicht verständlich zu machen, über Musikstile zu schreiben, über Musik und das Gehirn, und darüber, wie man Spaß am Lernen und Spielen von Musik hat.

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