Jingle Bells - alles über Amerikas beliebtestes Weihnachtslied

von Elke Galvin November 21, 2023 • 5 Min. Lesezeit
Jeder kennt Jingle Bells, das fröhliche Lied mit Glöckchenklang. Es erklingt in Versionen von Bing Crosby bis zu den Muppets. Doch kennst du schon die besten (wahren!) Geschichten, die sich um dieses Weihnachtslied ranken? Und kannst du auch die 3. Strophe? Oder suchst du eine Version, die DU auf dem Klavier spielen kannst? Hier findest du alles über "Jingle Bells".
Hier findest zu alles zu "Jingle Bells" - den vollständigen Text, eine musikalische Analyse, verschiedene Versionen, ein Tutorial für Anfänger. Auch die unglaubliche Geschichte des beliebten Songs: Ein Abenteurer dichtet rund um 1850 heitere Verse über das Schlittenfahren und erschafft damit nicht nur eines der bekanntesten amerikanischen Weihnachtslieder, sondern auch die Grundlage für den ersten Weltraum-Prank.
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3 Dinge, die du nicht über "Jingle Bells" wusstest

1 - Ursprünglich hieß "Jingle Bells" ganz anders

Als James Pierpont diesen Song 1857 veröffentlichte, nannte er ihn "The One Horse Open Sleigh". In den nächsten Jahrzehnten setzte sich der lange Titel aber nicht durch. Auch die Bedeutung des Songs wandelte sich. Ursprünglich wohl als "Thanksgiving"-Song vorgesehen, wurde er als "Jingle Bells" zu einem Weihnachtslied. 1889 war "Jingle Bells" das erste auf einem Phonographen aufgezeichnete Weihnachtslied der Welt.

2 - Zwei Städte streiten um den "Jingle Bells"-Ursprung

Lange Zeit wurde überliefert, James Pierpont besuchte das Städtchen Medford, Massachusetts, und spielte dort einer Bekannten eine nette Melodie vor, die er sich ausgedacht hatte. Diese meinte, das sei aber ein netter kleiner "Jingle" gewesen. Das wiederum inspirierte James zu einem Text über "klimpernde Glöckchen" und Schlittenfahrten, wie er sie erlebt hatte.

Diese Version wollten die Einwohner von Savannah, Georgia, nicht auf sich sitzen lassen. Denn als "Jingle Bells" 1857 offiziell registriert wurde, lebte James als Organist und Chorleiter dort. Auch in Savannah, so erzählt diese Geschichte, studierte James den Song als Thanksgiving-Lied ein - mit einem Kinderchor. Die Kinder liebten die fröhliche Melodie vom ersten Augenblick an. Mittlerweile hat Savannah an James' ehemaligen Wohnhaus eine Plakette angebracht, wonach "Jingle Bells" dort und nirgends sonst entstanden sei.

3 - "Jingle Bells" als Weltall-Prank

Im Jahr 1965 war "Jingle Bells" das erste Lied, das von Astronauten aus dem Weltraum übertragen wurde. Zwei "Gemini 6"-Astronauten berichteten ihrer Kontrollstation auf der Erde todernst, sie sähen ein Objekt rund um den Polarkreis der Erde kreisen, dessen Pilot rot gekleidet sei, und würden jetzt Akustikdaten von diesem Objekt empfangen. Dann holten sie eine Mundharmonika und Schellen hervor - beides hatten sie heimlich ans Bord ihres Raumschiffs geschmuggelt - und spielten "Jingle Bells".


Wer war James Pierpont?

Als der US-Abenteurer, Songschreiber, Komponist und Organist James Pierpont, vermutlich rund um das Jahr 1850, ein Lied über Schlittenfahren in Massachusetts schrieb, hatte er bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Aus gutbürgerlichem Bostoner Hause (sein Vater war Reverend) kam der junge James in ein Internat, wo er die Freuden des Schlittenfahrens ausgiebig genoss. Die jungen Zöglinge banden an die Zügel ihrer Pferdeschlitten Schellen und verbrachten viele schneereiche Winter mit kurvenreichen Wettfahrten

James aber hatte bald anderes im Sinn: Er lief weg und verdingte sich auf See - zuerst als Matrose auf einem Walfänger, dann als Soldat in der Marine. Als der Goldrausch in Kalifornien ausbrach, machte er sich auf den Weg zur Westküste und kehrte erst wieder zurück, als ein Feuer ihn um seinen gesamten Besitz brachte. Weil er Geld brauchte, spielte er dann in verschiedenen Kirchen Orgel und gab Gesangs- und Musikstunden. Nebenbei schrieb er auch Musikstücke, die weitgehend vergessen sind - nur "Jingle Bells" wurde unsterblich und verschaffte James Pierpont seinen Platz in der "Songwriter's Hall of Fame".


Die Musik von Jingle Bells

Im simplen Strophe - Refrain - Strophe - Format eines Volksliedes gehalten, hatte das Lied ursprünglich einen komplexeren Refrain, dessen Akkordfolge an den Pachelbel-Kanon erinnerte. Wann der eingängige Refrain, den wir heute kennen, sich durchsetzte, ist nicht bekannt - aber auf der ersten Aufnahme 1889 war bereits jene Melodie zu hören, die wir heute kennen.

Musikalisch ist der Song schlicht gestaltet und bewegt sich im Raum I - ii - IV - V. Der Takt ist in den Standardversionen ein 4/4-Takt und soll das Traben der Pferde während einer Schlittenfahrt versinnbildlichen, und das Klingen der Schellen im gleichen Rhythmus.


Jingle Bells - finde und lerne deine Version!

Auch du kannst Jingle Bells spielen! Es gibt unzählige Versionen über diverse Genre-Grenzen hinweg. Hier eine kleine Auswahl:

  • Suchst du ein Tutorial für Anfänger, mit sehr leichten Noten? Unsere Klavierlehrerin Carmen Manera erklärt dir jeden Songteil und zeigt dir dann, wie du "Jingle Bells" beidhändig spielst.
  • Suchst du Noten für Singstimme und schlichte, schöne Klavierbegleitung? Wir haben sie hier für dich!
  • Suchst du als geübter Klavierspieler eine Version, die dich richtig fordert? Dann liegst du mit Jacob Kollers jazziger New York Version richtig.
  • Magst du irische Balladen? Dann gefällt dir vielleicht Jacob Kollers irische "Jingle Bells"-Variante.

Du findest noch viele andere Versionen in allen Schwierigkeitsgraden auf OKTAV.


Der Text von Jingle Bells

Das ist der vollständige Text von Jingle Bells. Die dritte Strophe wird selten gespielt, sodass vielfach die Ansicht herrscht, es gebe nur 3 Strophen statt 4.

Erste Strophe

Dashing through the snow in a one-horse open sleigh

O'er the fields we go, laughing all the way

Bells on bobtail ring, making spirits bright

What fun it is to ride and sing a sleighing song tonight, oh!

Refrain

Jingle bells, jingle bells, jingle all the way

Oh, what fun it is to ride in a one-horse open sleigh, hey!

Jingle bells, jingle bells, jingle all the way

Oh, what fun it is to ride in a one-horse open sleigh!

Zweite Strophe

A day or two ago I thought I'd take a ride

And soon Miss Fanny Bright was seated at my side.

The horse was lean and lank, misfortune seemed his lot

He got into a drifted bank, and then we got upsot.

Dritte Strophe

A day or two ago - the story I must tell -

I went out on the snow and on my back I fell.

A gent was riding by in a one-horse open sleigh

He laughed as the I sprawling lie, but quickly drove away, oh!

Vierte Strophe

Now the ground is white - go it while you're young

Take the girls tonight, sing this sleighing song

Get a bobtailed bay, two-forty for his speed

And hitch him to an open sleigh and you will take the lead!



AUTORIN
Elke Galvin
Elke Galvin ist britisch-österreichische Sängerin und Multiinstrumentalistin. Sie arbeitet seit über 25 Jahren sowohl als Musikerin als auch als Journalistin. Sie ist nicht nur Songwriterin, sondern liebt es auch, über Musik zu schreiben! Ihre Leidenschaft ist es, Musiktheorie leicht verständlich zu machen, über Musikstile zu schreiben, über Musik und das Gehirn, und darüber, wie man Spaß am Lernen und Spielen von Musik hat.

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