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"Bohemian Rhapsody" war die erste Single des legendären Queen-Albums "A Night at the Opera" (1975). Den Anfangsteil des Songs soll Queen-Frontman Freddie Mercury bereits in den 1960er-Jahren geschrieben haben. Er gab ihm den Arbeitstitel Cowboy-Song: "Mama, just killed a man...".
Bereits Anfang der 1970er-Jahre hatte Freddie dann die Idee, diesen Teil mit einer Opernparodie zu kombinieren, aber noch keine genaue Vorstellung davon, wie diese aussehen sollte. Ursprünglich war nur ein Einschub von wenigen Sekunden angedacht.
Im Jahr 1974 kritzelte er in einem Flugzeug weitere Songzeilen auf einen Notizblock. In diesem Entwurf trug der Song den Titel Mongolian Rhapsody. Allerdings gefiel dies Freddie bereits vor der Landung nicht mehr. "Mongolian" wurde durchgestrichen und durch "Bohemian" ersetzt.
Aufgenommen wurde der Song schließlich 1975 in 5 (!) verschiedenen Tonstudios über einen Zeitraum von 3 Wochen hinweg. Fun Fact: Auf der Aufnahme spielt Freddie auf jenem Bechstein-Klavier, auf dem Paul McCartney bereits "Hey Jude" eingespielt hatte (und das auch auf David Bowies Platte "Hunky Dory" zu hören ist).
Aufgenommen wurde 3 getrennte Teile: Die Ballade, der Opernteil und der Hardrockteil. Im Opernteil wurden rund 180 Overdubs (Stimm-Überlagerungen) aufgenommen - rund 12 Stunden lang sangen Freddie, Gitarrist Brian May, und Drummer Roger Taylor. Die höchsten Töne auf der Aufnahme singt Taylor. Ebenfalls von den Kritikern gelobt ist Brian Mays Gitarrensolo im Hardrock-Teil. Es greift nicht das Thema der Gesangsstimme auf, sondern entwickelt ein eigenes, kontrastierendes Solothema.
Dieser Progressive/Symphonic-Rock-Song ist in mehrfacher Hinsicht musikalisch ungewöhnlich: Er ist mit knapp 6 Minuten Dauer sehr lang, hat keinen Refrain und kombiniert erfolgreich 4 extrem gegensätzliche Genres: A-capella-Chor, Klavierballade, Oper und Hardrock.
"Bohemian Rhapsody" besteht aus 5 übergangslos aneinandergereihten Teilen: Intro - Klavierballade - Bombast-Oper - Hardrock (Vocals/Solo) - Ende (Balladen-Reprise).
Die Taktart ist zum größten Teil 4/4, teilweise gibt es Einschübe im 5/4-Takt im A-capella-Teil.
"Bohemian Rhapsody" ist in B-Dur geschrieben. In der Folge kommen alle Akkorde der B-Dur-Tonleiter zum Einsatz:
Das a capella Intro, gesungen im fünfstimmigen Chor von Freddie, Brian May und Roger Taylor beginnt in der Haupttonart B-Dur. Nach ca. 20 Sekunden setzt eine zurückhaltende, akzentuierende Klavierbegleitung ein. Im Stereo-Modus kommen die Stimmen bei "Easy come, easy go, little high, little low..." abwechselnd von links und rechts aus den Lautsprechern, um die unwirkliche, traumhafte Qualität dieses Teils zu unterstreichen. Der Song moduliert kurzzeitig zu Es-Dur, und leitet damit über zur...
Der Balladenteil, der aus 2 Strophen besteht beginnt mit zwei Takten Arpeggio in B-Dur auf dem Klavier. Zeitgleich setzt die Bass-Begleitung von John Deacon ein und verleiht diesem emotionsgeladenen Teil Tiefe. Dann beginnt ausdrucksstark Freddie Mercurys Sologesang. Als Protagonist gesteht er seiner Mutter einen Mord. Auf dem Höhepunkt des ersten Teils dieser Strophe beginnt Roger Taylors Schlagzeugspiel.
Brian Mays E-Gitarre setzt in der Mitte der zweiten Strophe ein, zu Beginn der zweiten "Mama"-Rufe. Ein Gitarrensolo leitet ab dem Ende der zweiten Strophe über zum Opern-Teil in A-Dur.
Zwei Takte gleichmäßiger Viertelnoten in A-Dur auf dem Klavier leiten den Opern-Teil ein, der tonal rund um das verminderte A (siehe Tonleiter) kreist - ein vielstimmiges Inferno aus Fragen und Antworten. Der schnelle Puls dieses Teils läuft gleichmäßig durch. Im Kontrast dazu wechseln sich Freddies Solostimme mit Klavierbegleitung und der vielstimmige Chor mit Bandbegleitung in ständiger schneller Folge ab (zur Lyrics-Analyse findest du weiter unten mehr). Einstimmig kehrt man dann mit "Beelzebub has a devil put aside for me!" wieder zu B-Dur zurück. Die folgenden Steigerungen kulminieren am Ende dieses Teils, als Roger Taylors Stimme das B in der 5. Oktave erklimmt:
Eine der beliebtesten Szenen aus der Komödie "Wayne's World" (1992) war die Überleitung vom Opernteil zum Hardrock-Teil: Ein mehrmals wiederholtes heavy Gitarrenriff leitet diesen Hardrock-Teil ein, in dem das Klavier nicht zu hören ist. Auch Freddie Mercurys Rockstimme in diesem Teil ist verzerrt. Nach der Wiederholung des Riffs folgen drei schnelle, aufsteigende Läufe auf der stark verzerrten E-Gitarre.
Das mit einem gewaltigen Ritardando wieder einsetzende Klavier leitet in B-Dur zum Schlussteil, zur Reprise des Klavierballaden-Themas, über.
Freddie Mercury spielt einige Arpeggios in B-Mixolydisch. Danach moduliert der Song zwischen Es-Dur und c-Moll, ständig von Brian Mays charakteristischem zweistimmigen Gitarrenspiel untermalt. Die Arpeggios in Moll klingen nach Resignation, der letzte Akkordwechsel auf Es-Dur lässt glauben, der Song sei vorbei - doch zuletzt erklingt versöhnliches. akzeptierendes F-Dur und ein fünfstimmiges "Any way the wind blows...".
In den Lyrics gibt es keine klare Geschichte. Dies passt inhaltlich zur Musikform einer "Rhapsodie", engl. "Rhapsody". Diese ist definiert als ein Musikstück, das keine spezielle Form hat, dessen musikalische Themen nur lose oder gar nicht miteinander verbunden sind (siehe auch z.B. George Gershwins Rhapsody in Blue)
Wie in einem Opernlibretto ist die "Handlung" der Bohemian Rhapsody reichlich verworren. Motive von Trauer, Reue, Streit, Verdammnis, Erlösung, Nihilismus und Rache wechseln einander ab - in diesem Kontext bezieht sich das "Bohemian" im Titel wohl treffend auf die soziokulturelle Bewegung im Frankreich des 19. Jahrhunderts, die starken Wert auf Individualismus und das Ausleben eines unkonventionellen Lebensstils legte.
Bezüglich der Interpretation der Lyrics gab es Spekulationen, die von vermuteten persönlichen Traumata Freddie Mercuries bis zur Inspiration durch Albert Camus`Roman "Der Fremde" reichen. Wieder andere vermuten eine an Goethes Faust erinnernde Geschichte (jemand hat seine Seele dem Teufel verkauft). Mancherorts hieß es, es handle sich um die letzten Minuten eines zum Tode verurteilten Gefangenen. Queen selber äußerte sich nicht dazu.
"Unsinn, der sich zufällig rhythmisch passend reimt".
So praktisch-nüchtern erklärte Freddie Mercury selbst gelegentlich die Lyrics.
Kein anderer Progressive-Rock-Song der 1970er Jahre erreichte auch nur annähernd den Erfolg von "Bohemian Rhapsody" - weder in kommerzieller noch in musikalischer Hinsicht noch gemessen an der weltweiten Beliebtheit. Hier einige Superlative:
Komplette Klavier-Anfänger haben mit diesem hochkomplexen Stück vermutlich noch nicht viel Freude. Du solltest ein Minimum von 2-3 Jahre Klavier-Erfahrung mitbringen.
Auf OKTAV findest du die Bohemian Rhapsody sowohl als Leadsheet (Text, Akkorde, Klavierbegleitung) als auch als Arrangement für Soloklavier. Die anspruchsvolle offizielle Notenversion (Leadsheet, Level 60) verlangt dir als Pianist*in einiges ab, die einfachste Version für Solo-Klavier beginnt ab Level 44.